A PILE OF REMAINS
2022, Videoinstallation & Performance
"Meine Füße drücken sich in den rissigen Boden, in den Müllhaufen, der zu einer Insel geworden ist." - Auszug aus der Performance von Isabelle Konrad
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Sacca San Mattia ist eine künstliche Insel in der Nähe von Murano (Venedig, IT). Aus Müll entstanden, wurde dieses Stück Land zu einer riesigen, ungenutzten, 40 000 Quadratmeter großen Müllhalde und zu einer potenziellen Gefahr für die Umwelt in Murano und der Lagune Venedigs.
Sacca San Mattia besteht aus Müll, aus Dingen, die weggeworfen wurden und ein Überbleibsel von etwas sind, das einmal hergestellt wurde. Es ist ein Haufen von Überresten. "A Pile of Remains" spielt mit diesem Gedanken, einer Insel aus Überresten und der Beziehung zwischen Abwesenheit und Anwesenheit sowie der Frage der zukünftigen Folgen resultierend aus der Umweltverschmutzung, die hier ungehindert stattfindet. Der Müll auf der Insel vergiftet langsam die gesamte Umgebung.
Der Gehalt an Blei, Silber und Arsen in der Erde auf Sacca San Mattia liegt über den vorgeschriebenen Richtwerten. Bis jetzt ist es für die menschliche Gesundheit nicht extrem schädlich, aber es hat bereits seinen Weg in Mikroorganismen wie Muscheln gefunden.
Es scheint, als würden tausend Geister auf diesem Stück Land spuken. Sie sind Zeugen großartiger Handwerkskunst, wie die Glasherstellung in Murano oder die Renovierungsarbeiten in Venedig, aber sie sind auch Zeugen des arroganten Verhaltens der Menschen gegenüber der Natur und der Umwelt.
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Das große Problem ist, jemanden zu finden, der für diese Verschmutzung verantwortlich gemacht werden kann. Im Jahr 2015 wurde ein Prozess gegen einen trevisianischen Unternehmer geführt, aber bis jetzt wurde keine Lösung gefunden, um Unternehmen und Menschen davon abzuhalten ihren Müll dort zu hinterlassen und das Land zusätzlich zu reinigen und zu renaturieren.
Bei meinem ersten Besuch dieses Ortes, hörte ich bei fast jedem Schritt Glas unter mir zerspringen. Der Boden war wie ein glitzernder Teppich aus buntem Glas. Zusätzlich fand ich eine Stelle, an der eine riesige Menge von verschiedenen Arten von Müll wie Plastik und Metall herumlag. Es wirkte alles wie aus einer Dystopie. Dazwischen rannten immer wieder ein paar Kaninchen umher. Es ist wie die Beschreibung eines Ortes aus einem dunklen Märchen. Der Ort birgt eine Stimmung von Dunkelheit, Schönheit und Traurigkeit.
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Die Performance fand live vor Ort auf Sacca San Mattia statt. Auf Textilien wurde eine Collage von Bildern des Ortes projiziert. Isabelle Konrad las einen Text, den sie geschrieben hatte und der die Eindrücke und Folgen der Besuche auf der Insel beschreibt, vor. Zu Hören war eine Soundcollage von dort aufgenommenen Geräuschen, die in einem Echo-Intervall abgespielt wurden.
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Ebenfalls wurde ein QR-Code vor Ort angebracht, der auf eine Website verlinkt, auf der die gesamten Informationen über Sacca San Mattia und dem Grad der Umweltverschmutzung nach zu lesen sind. Dieser verbleibt dort vor Ort als mahnendes "Überbleibsel".